Sonntag, 22. Juni 2008
Schlägt die Kopie das Original auch am Mittwoch?
ascola, 17:37h
"Die Kopie ist besser als das Original" betitelt die SZ Online einen ihrer Artikel zum gestrigen Ausscheiden der niederländischen Fußballer, die nach zuvor grandiosen Vorrunden-Partien zum ersten Anwärter auf den diesmaligen EM-Titel aufgestiegen waren. Was bedeutet das aber gegen die kommende deutsche Halbfinal-Partie gegen die Türken, die noch in keinem Spiel bisher überzeugten, aber mit einer Kopie der 'deutschen' Tugenden am Ende stets siegten, so dass man versucht ist, den im Ausland gern gestöhnten und oft bewahrheiteten Ausruf: "Und am Ende gewinnen immer die Deutschen" umzuformulieren in: "Und am Ende gewinnen immer die Türken". Bedeutet es irgendetwas?
Es hat schon Ausmaße antiker Tragödie und auch Komödie, was derzeit in den Viertelfinals passiert. Da wurde in der ersten Hälfte der abgelaufenen Woche noch viel beschrieben, dass sich alle Gruppenersten angebliche unlautere Wettbewerbs-Vorteile verschafften, obwohl sie nur den von der Uefa zu verantwortenden Modus ausnutzten, indem sie in den für sie reihenweise bedeutungslos gewordenen dritten Vorrundenspielen nur noch ihre B-Mannschaften aufboten - und (mit Ausnahme der gastgeberfreundlich gesonnenen Portugiesen gegen die Schweiz) die Spiele gleichwohl gewannen, ohne es noch zu brauchen. Gleichzeitig mussten ihre späteren Viertelfinalgegner in einer Art Achtelfinalspiel, das es formal gar nicht gab, schwitzend und kämpfend mit der A-Mannschaft quasi bereits ein erstes K. O.-Spiel gegen die jeweils anderen Aspiranten auf die Gruppen-Zweiten-Plätze bestreiten, um dann nur ganze zwei Tage Regeneration zu haben vor ihrem sicher geglaubten Ausscheiden im Viertelfinale. Denn Portugal, Kroatien, die Niederlande und so auch heute Spanien hatten nicht nur den vermeintlichen Modus-Vorteil für sich, sondern bestritten ihre Vorrunden so souverän, dass ihr Weiterkommen ins Halbfinale reine Formsache zu sein schien.
Und was ist geschehen? Alle Gruppenersten schieden aus, und wenn Spanien nicht ganz schnell noch entscheidende Lehren aus den anderen Partien gezogen hat, so wird es ihnen heute gegen die Turnier-gestählten Italiener nicht anders ergehen, auch wenn sie - so viel haben wir gelernt an diesem Wochenende - mit noch so viel spielerischen Vorschuss-Lorbeeren in das Spiel am heutigen Abend gehen - das allein wird ihnen nicht helfen, denn in allen Viertelfinals unterlag der Favorit.
Ein Turnier ist ein Turnier ist eben immer noch ein Turnier. Alle Gruppenzweiten hatten ihre vielleicht heilsamen Niederlagen bereits zu Beginn bzw. inmitten der Vorrundenphase eingefahren - rechtzeitig genug, um daraus Schlüsse für ihr weiteres Auftreten zu ziehen und gestärkt in die 'Play Offs' einzuziehen. Zugute kam ihnen der Turnier-Rhythmus mit zwei Spielen pro Woche, der zwar Kräfte zehrend ist, aber die Türken, Russen und Deutschen im Tritt blieben ließ und ihnen weitere willkommene Gelegenheit bot, andere Spielformationen zu probieren, Erfahrungen zu machen, Konsequenzen zu ziehen und sie zu testen.
Die Niederländer sind das Paradebeispiel der erfolgreichen Vorrunden-Mannschaft, für die genau diese Erfahrung erst im Viertelfinale kommt und somit zu spät, denn es gibt kein weiteres Spiel mehr, die Fehler auszumerzen. Der unverbesserliche Günter Netzer hatte nach dem brillant heraus gespielten Sieg der Holländer gegen die dadurch ausgeschiedenen Franzosen zu Recht gesagt: er hätte gerne einmal gesehen, wie die Oranjes damit zurecht gekommen wären, wenn die Franzosen in Führung gegangen wären und sie somit überraschend ernsthaft gefordert hätten. So geschah ihnen dies erst gegen die unterschätzten Russen - und sie hatten genauso wenig eine Antwort darauf wie die Deutschen in ihrem Spiel gegen die Kroaten in gleicher Lage. Die Antwort konnte erst im nächsten Spiel erfolgen, allein, für die Oranjes gibt es nun kein solches mehr. Das ist die Tragik von van der Sar, Robben, Sneijder, van der Vaart, van Nistelrooy und wie sie alle heißen, die orangene Créme de la Créme des europäischen Fußballs. Geholfen hat es ihnen nichts, eine weitere glücklose Generation, von denen dieses Land im Überfluss produziert. Und wer war noch die andere in Turnieren stets glücklose, wenn auch zu Beginn hochgelobte Fußballnation? Spanien, eben.
Das Ergebnis dieser Turnier-Situation ist nun, dass mit der Türkei und den Deutschen im ersten Halbfinale erstmals Mannschaften aufeinander treffen, die ähnliche Erfahrungen im Turnier-Verlauf gemacht haben und daran gewachsen sind. Freilich haben die Deutschen gegen die Portugiesen ein begeisterndes Spiel wie aus dem Nichts heraus hin gelegt, was ihnen ausgerechnet von der englischen Presse beispielsweise "praise" in höchsten Tönen einbrachte (siehe z. B. die Times online), während die Türken gegen die Kroaten Sicherheits-Fußball präsentierten, um dann am Ende mit den deutschen Baharrlichkeits-Tugenden: zu kämpfen und niemals aufzugeben, an sich zu glauben und disziplinierte Elfmeter zu schießen, ein Spiel zum dritten Mal zu drehen. Der größere Wille siegte gegen das spielerisch bessere kroatische Team. Muss uns das nicht bekannt vorkommen?
Hatte die Süddeutsche nach dem Österreich-Spiel der Deutschen noch wohlmeinend gescherzt: Bitte weiterrumpeln!, so weist sie folgerichtig treffend auf gleiche Qualitäten auch bei unseren türkischen Mitbürgern ironisch hin und voraus: Glückliche Rümpelfüßballer. "Denn, merke: Wer rumpelt, der siegt" (so Johannes Aumüller in der SZ).
Nachdem die Deutschen zuletzt gegen die Österreicher erfolgreich rumpelten, erstanden sie danach wie Phönix aus der Asche auch fußballerisch gegen die Portugiesen neu. Nachdem sich die Türken nun standhaft durch ihre letzten drei Spiele zum Erfolg rumpelten, sollten die Deutschen nicht den portugiesischen Fehler machen, den sie im übrigen selbst gegen die Kroaten bereits hinter sich haben: Sie sollten die Türken niemals unterschätzen, denn diese könnten ebenso wie sie selbst als Kopie des Modells à la Russland contra Holland das Rumpeln plötzlich einstellen und ein Spiel hin legen, wie wir es von ihnen in diesem Turnier noch nicht gesehen haben. Ansätze dazu waren im Tschechien-Spiel der Türken sehr wohl bereits zu sehen. Fußball bleibt ein Spiel, das man auch im Kopf gewinnt.
Es hat schon Ausmaße antiker Tragödie und auch Komödie, was derzeit in den Viertelfinals passiert. Da wurde in der ersten Hälfte der abgelaufenen Woche noch viel beschrieben, dass sich alle Gruppenersten angebliche unlautere Wettbewerbs-Vorteile verschafften, obwohl sie nur den von der Uefa zu verantwortenden Modus ausnutzten, indem sie in den für sie reihenweise bedeutungslos gewordenen dritten Vorrundenspielen nur noch ihre B-Mannschaften aufboten - und (mit Ausnahme der gastgeberfreundlich gesonnenen Portugiesen gegen die Schweiz) die Spiele gleichwohl gewannen, ohne es noch zu brauchen. Gleichzeitig mussten ihre späteren Viertelfinalgegner in einer Art Achtelfinalspiel, das es formal gar nicht gab, schwitzend und kämpfend mit der A-Mannschaft quasi bereits ein erstes K. O.-Spiel gegen die jeweils anderen Aspiranten auf die Gruppen-Zweiten-Plätze bestreiten, um dann nur ganze zwei Tage Regeneration zu haben vor ihrem sicher geglaubten Ausscheiden im Viertelfinale. Denn Portugal, Kroatien, die Niederlande und so auch heute Spanien hatten nicht nur den vermeintlichen Modus-Vorteil für sich, sondern bestritten ihre Vorrunden so souverän, dass ihr Weiterkommen ins Halbfinale reine Formsache zu sein schien.
Und was ist geschehen? Alle Gruppenersten schieden aus, und wenn Spanien nicht ganz schnell noch entscheidende Lehren aus den anderen Partien gezogen hat, so wird es ihnen heute gegen die Turnier-gestählten Italiener nicht anders ergehen, auch wenn sie - so viel haben wir gelernt an diesem Wochenende - mit noch so viel spielerischen Vorschuss-Lorbeeren in das Spiel am heutigen Abend gehen - das allein wird ihnen nicht helfen, denn in allen Viertelfinals unterlag der Favorit.
Ein Turnier ist ein Turnier ist eben immer noch ein Turnier. Alle Gruppenzweiten hatten ihre vielleicht heilsamen Niederlagen bereits zu Beginn bzw. inmitten der Vorrundenphase eingefahren - rechtzeitig genug, um daraus Schlüsse für ihr weiteres Auftreten zu ziehen und gestärkt in die 'Play Offs' einzuziehen. Zugute kam ihnen der Turnier-Rhythmus mit zwei Spielen pro Woche, der zwar Kräfte zehrend ist, aber die Türken, Russen und Deutschen im Tritt blieben ließ und ihnen weitere willkommene Gelegenheit bot, andere Spielformationen zu probieren, Erfahrungen zu machen, Konsequenzen zu ziehen und sie zu testen.
Die Niederländer sind das Paradebeispiel der erfolgreichen Vorrunden-Mannschaft, für die genau diese Erfahrung erst im Viertelfinale kommt und somit zu spät, denn es gibt kein weiteres Spiel mehr, die Fehler auszumerzen. Der unverbesserliche Günter Netzer hatte nach dem brillant heraus gespielten Sieg der Holländer gegen die dadurch ausgeschiedenen Franzosen zu Recht gesagt: er hätte gerne einmal gesehen, wie die Oranjes damit zurecht gekommen wären, wenn die Franzosen in Führung gegangen wären und sie somit überraschend ernsthaft gefordert hätten. So geschah ihnen dies erst gegen die unterschätzten Russen - und sie hatten genauso wenig eine Antwort darauf wie die Deutschen in ihrem Spiel gegen die Kroaten in gleicher Lage. Die Antwort konnte erst im nächsten Spiel erfolgen, allein, für die Oranjes gibt es nun kein solches mehr. Das ist die Tragik von van der Sar, Robben, Sneijder, van der Vaart, van Nistelrooy und wie sie alle heißen, die orangene Créme de la Créme des europäischen Fußballs. Geholfen hat es ihnen nichts, eine weitere glücklose Generation, von denen dieses Land im Überfluss produziert. Und wer war noch die andere in Turnieren stets glücklose, wenn auch zu Beginn hochgelobte Fußballnation? Spanien, eben.
Das Ergebnis dieser Turnier-Situation ist nun, dass mit der Türkei und den Deutschen im ersten Halbfinale erstmals Mannschaften aufeinander treffen, die ähnliche Erfahrungen im Turnier-Verlauf gemacht haben und daran gewachsen sind. Freilich haben die Deutschen gegen die Portugiesen ein begeisterndes Spiel wie aus dem Nichts heraus hin gelegt, was ihnen ausgerechnet von der englischen Presse beispielsweise "praise" in höchsten Tönen einbrachte (siehe z. B. die Times online), während die Türken gegen die Kroaten Sicherheits-Fußball präsentierten, um dann am Ende mit den deutschen Baharrlichkeits-Tugenden: zu kämpfen und niemals aufzugeben, an sich zu glauben und disziplinierte Elfmeter zu schießen, ein Spiel zum dritten Mal zu drehen. Der größere Wille siegte gegen das spielerisch bessere kroatische Team. Muss uns das nicht bekannt vorkommen?
Hatte die Süddeutsche nach dem Österreich-Spiel der Deutschen noch wohlmeinend gescherzt: Bitte weiterrumpeln!, so weist sie folgerichtig treffend auf gleiche Qualitäten auch bei unseren türkischen Mitbürgern ironisch hin und voraus: Glückliche Rümpelfüßballer. "Denn, merke: Wer rumpelt, der siegt" (so Johannes Aumüller in der SZ).
Nachdem die Deutschen zuletzt gegen die Österreicher erfolgreich rumpelten, erstanden sie danach wie Phönix aus der Asche auch fußballerisch gegen die Portugiesen neu. Nachdem sich die Türken nun standhaft durch ihre letzten drei Spiele zum Erfolg rumpelten, sollten die Deutschen nicht den portugiesischen Fehler machen, den sie im übrigen selbst gegen die Kroaten bereits hinter sich haben: Sie sollten die Türken niemals unterschätzen, denn diese könnten ebenso wie sie selbst als Kopie des Modells à la Russland contra Holland das Rumpeln plötzlich einstellen und ein Spiel hin legen, wie wir es von ihnen in diesem Turnier noch nicht gesehen haben. Ansätze dazu waren im Tschechien-Spiel der Türken sehr wohl bereits zu sehen. Fußball bleibt ein Spiel, das man auch im Kopf gewinnt.
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Donnerstag, 19. Juni 2008
Sammer für Bierhoff
ascola, 22:23h
Jetzt, eine halbe Stunde vor Anpfiff, sitzt Jogi Löw wohl schon auf seinem Tribünenplatz und hat den Kontakt zur Mannschaft einzustellen gehabt.
Die Uefa war sich nicht zu dumm, die Schiedsrichter-Entscheidung aus dem Spiel gegen Österreich zu bestätigen und Löw ein Spiel Sperre aufzubrummen für sein "unverantwortliches" Verhalten (Uefa-Offizieller zur Begründung auf einer Pressekonferenz).
Ist wirklich ganz schön unverantwortlich, die eigene Mannschaft aus der dafür erlaubten Coaching-Zone heraus coachen zu wollen, während die gerade das für den Trainer wohl wichtigste Spiel seines Lebens (um seinen Job) spielt, und dabei doch tatsächlich nicht nach jedem Hinweis an die Spieler pflichtgemäß den Gang zurück zur Bank anzutreten, um von dort dann wie ein Depp wieder neu los zu traben. Denn so verlangt es das Uefa-Reglement: bevor du neu coachst, gehe zurück zur Bank, klatsche diese quasi ab, oder besser: setze dich, sammle dich, ruhe dich, dann geh wieder los an den Spielfeldrand. (Was für ein Kindergarten.)
Doch zur Überschrift: Oliver Bierhoff hat schon die Quartierwahl des Teams vermurkst und diesem damit vermeidbaren Zusatz-Stress - gegen den Wunsch der Trainer - aufgebürdet (vgl. dazu "Dann halt auf die Dachterrasse", vor allem aber einen Artikel der gestrigen Süddeutschen-Printausgabe zum Thema). Vielleicht hätte man die Quartier-Wahl doch besser erst dann getroffen, wenn man gewusst hätte, in welchem Land man spielt? so muss die Mannschaft laufend ins Tessin jetten: Bus-Fahrt, Flieger, Bus-Fahrt, und retour: Bus-Fahrt, Flieger, Bus-Fahrt, weil sie ja halt die Spiele alle in Österreich bislang hat.
Aber rund um die Uefa-Entscheidung der Sperre Löws scheint Bierhoff nun auch noch verbreitet zu haben, dass man keinen Widerspruch gegen die Entscheidung der Spielsperre einlegen könne, während die Uefa-Offiziellen sich in ihrer Pressekonferenz sichtlich süffisant darüber wundern, dass Deutschland keinen Widerspruch einlegte; und man so aus Uefa-Sicht quasi auch nicht mehr helfen könne, wenn dieses Mittel nicht genutzt wird..
Bierhoff kann seinen Job nicht. Matthias Sammer muss mehr Einfluss auf die Mannschaft bekommen.
Die Uefa war sich nicht zu dumm, die Schiedsrichter-Entscheidung aus dem Spiel gegen Österreich zu bestätigen und Löw ein Spiel Sperre aufzubrummen für sein "unverantwortliches" Verhalten (Uefa-Offizieller zur Begründung auf einer Pressekonferenz).
Ist wirklich ganz schön unverantwortlich, die eigene Mannschaft aus der dafür erlaubten Coaching-Zone heraus coachen zu wollen, während die gerade das für den Trainer wohl wichtigste Spiel seines Lebens (um seinen Job) spielt, und dabei doch tatsächlich nicht nach jedem Hinweis an die Spieler pflichtgemäß den Gang zurück zur Bank anzutreten, um von dort dann wie ein Depp wieder neu los zu traben. Denn so verlangt es das Uefa-Reglement: bevor du neu coachst, gehe zurück zur Bank, klatsche diese quasi ab, oder besser: setze dich, sammle dich, ruhe dich, dann geh wieder los an den Spielfeldrand. (Was für ein Kindergarten.)
Doch zur Überschrift: Oliver Bierhoff hat schon die Quartierwahl des Teams vermurkst und diesem damit vermeidbaren Zusatz-Stress - gegen den Wunsch der Trainer - aufgebürdet (vgl. dazu "Dann halt auf die Dachterrasse", vor allem aber einen Artikel der gestrigen Süddeutschen-Printausgabe zum Thema). Vielleicht hätte man die Quartier-Wahl doch besser erst dann getroffen, wenn man gewusst hätte, in welchem Land man spielt? so muss die Mannschaft laufend ins Tessin jetten: Bus-Fahrt, Flieger, Bus-Fahrt, und retour: Bus-Fahrt, Flieger, Bus-Fahrt, weil sie ja halt die Spiele alle in Österreich bislang hat.
Aber rund um die Uefa-Entscheidung der Sperre Löws scheint Bierhoff nun auch noch verbreitet zu haben, dass man keinen Widerspruch gegen die Entscheidung der Spielsperre einlegen könne, während die Uefa-Offiziellen sich in ihrer Pressekonferenz sichtlich süffisant darüber wundern, dass Deutschland keinen Widerspruch einlegte; und man so aus Uefa-Sicht quasi auch nicht mehr helfen könne, wenn dieses Mittel nicht genutzt wird..
Bierhoff kann seinen Job nicht. Matthias Sammer muss mehr Einfluss auf die Mannschaft bekommen.
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Samstag, 14. Juni 2008
Löw zieht - ein paar - Konsequenzen
ascola, 18:52h
Plötzlich häufen sich die Verletzten-Meldungen aus dem Trainings-Quartier der deutschen Mannschaft: Am Tag nach der Niederlage gegen Kroatien (das wurde dann noch der Oranje-Freitag) waren es gleich vier Spieler, die sich angeschlagen abmelden mussten: Jansen, Westermann, Lahm und Podolski. Sind es erste Turnier-Abnutzungserscheinungen, oder war das Training besonders hart, weil alle Spieler wussten: diesmal stellt der Trainer um, und auch jene, die bislang auf der Bank saßen, suchten im Training ihre Chance?
Bloß nicht Poldi, denkt der mit fiebernde Fan (wer soll dann die Tore schießen?), und auch nicht Lahm, der einzige Spieler, dem die Presse teilweise Normalform im Kroatien-Spiel attestierte. Westermann wäre eine Alternative für Metzelder. Der aber darf wohl sowieso weiter machen. Löw wird nicht an ihm rütteln, weil er Angst vor solchem Experiment zu - selbst verschuldet - später Stunde hätte (weshalb er auch weiter an Lehmann fest hält, wie er auf der heutigen Pressekonferenz eröffnete).
Während Lahm und Poldi, so heißt es in den späteren Ticker-Meldungen, wohl doch nicht so schlimm getroffen sind (puh), und Westermann mit Gips auch wohl spielen könnte (aber kaum wird), hat es angeblich wirklich ernsthaft nur Marcell Jansen getroffen: an der Schulter. Einen besseren Vorwand, diesen Spieler aus dem Team zu nehmen, der seiner Aufgabe am allerwenigsten aller Akteure am Donnerstag gerecht wurde, konnte der doch vielleicht manchmal konfliktscheue Bundes-Jogi nicht finden.
Da Löw gleichzeitig heute ankündigte, den bisherigen Sturm aufzulösen und Podolski wieder in diesen zu beordern (wahrscheinlich auf Kosten von Abseits-Gomez, vgl. erste Halbzeit des Spiels am Donnerstag: keiner lief so oft ins Abseits wie er), darf man in Bezug auf Montag langsam zu hoffen beginnen. Denn der linke Flügel, der aus Jansen und Podolski bestand, ist somit wieder frei und besetzbar. Lahm wird dementsprechend voraussichtlich wieder auf die linke Seite wechseln, und Fritz wieder in die rechte Abwehr - wenn er dort nicht von Friedrich verdrängt und ersetzt wird - da auch seine Mittelfeld-Leistung im Kroatien-Spiel unterirdisch blieb.
Ballack und Frings werden somit im Mittelfeld echte Verstärkung bekommen, wohl von Spielern, die bislang noch nicht eingesetzt wurden: da Schweinsteiger gesperrt sein wird und Odonkors offensive Wirkungslosigkeit gegen Kroatien nebst defensiver Tatenlosigkeit das Trainerteam hoffentlich nicht verleiten wird, ihm ausgerechnet am 16.06. wieder eine Spiel-Gelegenheit zu verschaffen. So blind können und werden sie nicht sein. Schließlich gibt es noch vier andere Mittelfeldspieler im Kader, die hoffentlich auf ihre Chance brennen.
Nachtrag am 16.6.08:
Die Sueddeutsche hat in ihrer gedruckten Ausgabe vom Wochenende auf der Titelseite der EM-Beilage drei exzellente Artikel im Nachgang des Kroatien-Debakels veröffentlicht. Einer davon - der Kommentar - ist auch online zu lesen unter: Ende der Sommerfrische. Die beiden anderen befassen sich mit den eklatanten Schwächen der Mannschaft bei Standards und konstatieren: "Getroffen von der Wucht des Turniers".
Wenn man die "Wir werden siegen"-Parolen der Pressekonferenzen weiter verfolgte, kann einem schon wieder bange werden vor dem heutigen Showdown: denn es war nicht nur ein schlechtes Spiel weit jenseits von Normalform, das deshalb auch nicht nur mit mentaler Stärke wieder wett zu machen sein wird. Der österreichische Trainer hat vollkommen recht, wenn er sagt, das deutsche Team ist deshalb schwächer, weil etliche Spieler verletzungsbedingt nicht voll austrainiert sind (und andere im Formtief stecken: Schweinsteiger, Klose). Außerdem lag der Fehler auch im System: die Mannschaft war zu offensiv ein- und aufgestellt für einen cleveren Gegner wie Kroatien, jedenfalls vor dem Hintergrund, dass zwei von vier Spielern in der Abwehr nicht Normalform haben qua mangelnder Spielpraxis (Lehmann, Metzelder), und die anderen zwei zumindest auch nicht Bestform haben (Lahm, Mertesacker), während der fünfte im Bunde, Jansen, eklatante Schwächen in seinem Kern-Aufgabenbereich, der Defensive, nicht zum ersten Mal zeigte und somit gar keine Option auf EM-Niveau für diese Position mehr sein darf (auch nicht nach auskurierter Schulkterverletzung).
Bloß nicht Poldi, denkt der mit fiebernde Fan (wer soll dann die Tore schießen?), und auch nicht Lahm, der einzige Spieler, dem die Presse teilweise Normalform im Kroatien-Spiel attestierte. Westermann wäre eine Alternative für Metzelder. Der aber darf wohl sowieso weiter machen. Löw wird nicht an ihm rütteln, weil er Angst vor solchem Experiment zu - selbst verschuldet - später Stunde hätte (weshalb er auch weiter an Lehmann fest hält, wie er auf der heutigen Pressekonferenz eröffnete).
Während Lahm und Poldi, so heißt es in den späteren Ticker-Meldungen, wohl doch nicht so schlimm getroffen sind (puh), und Westermann mit Gips auch wohl spielen könnte (aber kaum wird), hat es angeblich wirklich ernsthaft nur Marcell Jansen getroffen: an der Schulter. Einen besseren Vorwand, diesen Spieler aus dem Team zu nehmen, der seiner Aufgabe am allerwenigsten aller Akteure am Donnerstag gerecht wurde, konnte der doch vielleicht manchmal konfliktscheue Bundes-Jogi nicht finden.
Da Löw gleichzeitig heute ankündigte, den bisherigen Sturm aufzulösen und Podolski wieder in diesen zu beordern (wahrscheinlich auf Kosten von Abseits-Gomez, vgl. erste Halbzeit des Spiels am Donnerstag: keiner lief so oft ins Abseits wie er), darf man in Bezug auf Montag langsam zu hoffen beginnen. Denn der linke Flügel, der aus Jansen und Podolski bestand, ist somit wieder frei und besetzbar. Lahm wird dementsprechend voraussichtlich wieder auf die linke Seite wechseln, und Fritz wieder in die rechte Abwehr - wenn er dort nicht von Friedrich verdrängt und ersetzt wird - da auch seine Mittelfeld-Leistung im Kroatien-Spiel unterirdisch blieb.
Ballack und Frings werden somit im Mittelfeld echte Verstärkung bekommen, wohl von Spielern, die bislang noch nicht eingesetzt wurden: da Schweinsteiger gesperrt sein wird und Odonkors offensive Wirkungslosigkeit gegen Kroatien nebst defensiver Tatenlosigkeit das Trainerteam hoffentlich nicht verleiten wird, ihm ausgerechnet am 16.06. wieder eine Spiel-Gelegenheit zu verschaffen. So blind können und werden sie nicht sein. Schließlich gibt es noch vier andere Mittelfeldspieler im Kader, die hoffentlich auf ihre Chance brennen.
Nachtrag am 16.6.08:
Die Sueddeutsche hat in ihrer gedruckten Ausgabe vom Wochenende auf der Titelseite der EM-Beilage drei exzellente Artikel im Nachgang des Kroatien-Debakels veröffentlicht. Einer davon - der Kommentar - ist auch online zu lesen unter: Ende der Sommerfrische. Die beiden anderen befassen sich mit den eklatanten Schwächen der Mannschaft bei Standards und konstatieren: "Getroffen von der Wucht des Turniers".
Wenn man die "Wir werden siegen"-Parolen der Pressekonferenzen weiter verfolgte, kann einem schon wieder bange werden vor dem heutigen Showdown: denn es war nicht nur ein schlechtes Spiel weit jenseits von Normalform, das deshalb auch nicht nur mit mentaler Stärke wieder wett zu machen sein wird. Der österreichische Trainer hat vollkommen recht, wenn er sagt, das deutsche Team ist deshalb schwächer, weil etliche Spieler verletzungsbedingt nicht voll austrainiert sind (und andere im Formtief stecken: Schweinsteiger, Klose). Außerdem lag der Fehler auch im System: die Mannschaft war zu offensiv ein- und aufgestellt für einen cleveren Gegner wie Kroatien, jedenfalls vor dem Hintergrund, dass zwei von vier Spielern in der Abwehr nicht Normalform haben qua mangelnder Spielpraxis (Lehmann, Metzelder), und die anderen zwei zumindest auch nicht Bestform haben (Lahm, Mertesacker), während der fünfte im Bunde, Jansen, eklatante Schwächen in seinem Kern-Aufgabenbereich, der Defensive, nicht zum ersten Mal zeigte und somit gar keine Option auf EM-Niveau für diese Position mehr sein darf (auch nicht nach auskurierter Schulkterverletzung).
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Freitag, 16. Mai 2008
Alles richtig gemacht - Verkündung des erweiterten EM-Kaders auf der Zugspitze
ascola, 17:26h
Das einzige, was unklar blieb, war, weshalb alle Anwesenden heute gegen 13.30 Uhr zur Pressekonferenz anlässlich der Verkündung des Kaders zur Europa-Meisterschaft zur Zugspitze hoch gekarrt wurden. So spektakulär war der Ablauf dann doch nicht, im Grunde eine konzentrierte Presssekonferenz, man hätte sich auch im Tal unterhalten können.
Aber abgesehen davon - und das ist zu verschmerzen - hat Jogi Löw alles richtig gemacht. Er ist der beste Nationaltrainer seit Franz Beckenbauer, würde ich mich hier an dieser Stelle zu behaupten aus dem Fenster lehnen... übrigens auch in seiner Art, mit der Presse umzugehen und öffentlich aufzutreten.
Es ist richtig, im Tor nicht beide in Frage kommenden jungen Spieler, Manuel Neuer und René Adler, mit zu nehmen, obwohl beide vermutlich besser spielten als Robert Enke und Timo Hildebrandt in dieser Saison. Aber es ist ebenso richtig, zumindest einen der beiden Neuen mit zu nehmen und dafür einen aus der mittleren Generation zu streichen, und das musste Hildebrandt sein, denn sonst wären beide, die Nummer Eins und die Nummer Zwei im deutschen Tor Spieler gewesen, die sich in ihren ausländischen Mannschaften in dieser Saison nicht voll durch setzen konnten, wenn auch im Falle Hildebrandts mit zuletzt aufwärts weisender Tendenz. In Robert Enke ist zumindest ein Torwart dabei, der Erfahrung hat und eine unglaublich konstante Saison gespielt hat (kein Spiel verpasst) - da, wo qualitativ kaum Unterschiede sind, kommt es auch manchmal auf die richtige Mischung an, und die Torwart-Frage ist so ein Fall gewesen.
Christoph Metzelder kann trotz langer Verletzungspause fit sein bis zur EM, und es kann sogar ein Vorteil sein, dass er frischer sein wird als andere Spieler, die eine ganze Saison in den Knochen haben. Außerdem ist er der einzige deutsche Spieler neben Ballack und Lehmann, der in einem europäischen Spitzen-Club des engsten Zirkels spielt (damit sind die gemeint, zu denen Bayern München schon länger nicht mehr zählt), das sollte Ausweis genug sein.
Aber auch die Nominierung von zwei Gladbacher Spielern und einem Kölner Zweitliga-Spieler - wo gerade die Rede von drei die Champions League dominierenden Clubs war - ist äußerst reizvoll, gerade auch im Neben- und Miteinander in diesem Kader. Es mag nicht üblich sein, Zweitliga-Spieler zu nominieren, schon gar nicht so viele. Aber erstens werden die betreffenden Spieler in der kommenden Saison mit ihren Vereinen wieder erstklassig sein (Helmes in Leverkusen, aber auch sein aktueller Verein Köln steigt auf), zweitens muss man es auch so sehen: das sind Spieler, die in ihren erfolgreichen Mannschaften eine Liga - wenn auch die zweite - in dieser Saison dominierten. Wie oft sieht man im Europacup Mannschaften, die nominal schlechter spielen müssten als die Bundesliga-Mannschaften, die auf sie treffen, und dann aber gegen die Erwartung viel besser spielen. Getafe und Petersburg sind nur Beispiele dafür, dass in anscheinend fußballerisch zweitklassigen Ländern oder Ligen (und Ligaregionen: Getafe) auch guter Fußball gespielt wird und die Bundesliga nicht das Maß aller Dinge ist.
Und drittens ist da beispielhaft die Mischung aus Erfahrung und Perspektive, aus der Jogi Löw diese Auswahl mit 15 WM-Spielern und elf, die noch keine Turnier-Erfahrung haben, auch insgesamt gebaut hat: Der 36-jährige Oliver Neuville (übrigens im Gastland Schweiz geboren) ist ein gefährlicher Angreifer und gleichzeitig Mannschafts-intern ein angenehmer, weil zurückhaltender Spieler (auch die Psychologie will bedacht sein, ein Trupp von Egozentrikern ergibt keine Mannschaft) - und auf der andren Seite Marko Marin, der Aufreger der Pressekonferenz, und Patrick Helmes, denen einfach eine Chance gegeben wird, noch ohne Erfahrung auf der ganz großen Bühne zu spielen, bevor der klassische Ablauf gegriffen hätte, der da wäre: Erst entdecken die Vereinstrainer, dann übernimmt der Bundestrainer deren Vorarbeit. Wieso soll nicht das DFB-Trainerteam selbst zum Talente-Scout werden, vielleicht machen sie's besser als die Bundesliga? zumindest spielt die Nationalmannschaft derzeit schon mal erfolgreich (toitoitoi), falls man das vergleichen kann.
Aber abgesehen davon - und das ist zu verschmerzen - hat Jogi Löw alles richtig gemacht. Er ist der beste Nationaltrainer seit Franz Beckenbauer, würde ich mich hier an dieser Stelle zu behaupten aus dem Fenster lehnen... übrigens auch in seiner Art, mit der Presse umzugehen und öffentlich aufzutreten.
Es ist richtig, im Tor nicht beide in Frage kommenden jungen Spieler, Manuel Neuer und René Adler, mit zu nehmen, obwohl beide vermutlich besser spielten als Robert Enke und Timo Hildebrandt in dieser Saison. Aber es ist ebenso richtig, zumindest einen der beiden Neuen mit zu nehmen und dafür einen aus der mittleren Generation zu streichen, und das musste Hildebrandt sein, denn sonst wären beide, die Nummer Eins und die Nummer Zwei im deutschen Tor Spieler gewesen, die sich in ihren ausländischen Mannschaften in dieser Saison nicht voll durch setzen konnten, wenn auch im Falle Hildebrandts mit zuletzt aufwärts weisender Tendenz. In Robert Enke ist zumindest ein Torwart dabei, der Erfahrung hat und eine unglaublich konstante Saison gespielt hat (kein Spiel verpasst) - da, wo qualitativ kaum Unterschiede sind, kommt es auch manchmal auf die richtige Mischung an, und die Torwart-Frage ist so ein Fall gewesen.
Christoph Metzelder kann trotz langer Verletzungspause fit sein bis zur EM, und es kann sogar ein Vorteil sein, dass er frischer sein wird als andere Spieler, die eine ganze Saison in den Knochen haben. Außerdem ist er der einzige deutsche Spieler neben Ballack und Lehmann, der in einem europäischen Spitzen-Club des engsten Zirkels spielt (damit sind die gemeint, zu denen Bayern München schon länger nicht mehr zählt), das sollte Ausweis genug sein.
Aber auch die Nominierung von zwei Gladbacher Spielern und einem Kölner Zweitliga-Spieler - wo gerade die Rede von drei die Champions League dominierenden Clubs war - ist äußerst reizvoll, gerade auch im Neben- und Miteinander in diesem Kader. Es mag nicht üblich sein, Zweitliga-Spieler zu nominieren, schon gar nicht so viele. Aber erstens werden die betreffenden Spieler in der kommenden Saison mit ihren Vereinen wieder erstklassig sein (Helmes in Leverkusen, aber auch sein aktueller Verein Köln steigt auf), zweitens muss man es auch so sehen: das sind Spieler, die in ihren erfolgreichen Mannschaften eine Liga - wenn auch die zweite - in dieser Saison dominierten. Wie oft sieht man im Europacup Mannschaften, die nominal schlechter spielen müssten als die Bundesliga-Mannschaften, die auf sie treffen, und dann aber gegen die Erwartung viel besser spielen. Getafe und Petersburg sind nur Beispiele dafür, dass in anscheinend fußballerisch zweitklassigen Ländern oder Ligen (und Ligaregionen: Getafe) auch guter Fußball gespielt wird und die Bundesliga nicht das Maß aller Dinge ist.
Und drittens ist da beispielhaft die Mischung aus Erfahrung und Perspektive, aus der Jogi Löw diese Auswahl mit 15 WM-Spielern und elf, die noch keine Turnier-Erfahrung haben, auch insgesamt gebaut hat: Der 36-jährige Oliver Neuville (übrigens im Gastland Schweiz geboren) ist ein gefährlicher Angreifer und gleichzeitig Mannschafts-intern ein angenehmer, weil zurückhaltender Spieler (auch die Psychologie will bedacht sein, ein Trupp von Egozentrikern ergibt keine Mannschaft) - und auf der andren Seite Marko Marin, der Aufreger der Pressekonferenz, und Patrick Helmes, denen einfach eine Chance gegeben wird, noch ohne Erfahrung auf der ganz großen Bühne zu spielen, bevor der klassische Ablauf gegriffen hätte, der da wäre: Erst entdecken die Vereinstrainer, dann übernimmt der Bundestrainer deren Vorarbeit. Wieso soll nicht das DFB-Trainerteam selbst zum Talente-Scout werden, vielleicht machen sie's besser als die Bundesliga? zumindest spielt die Nationalmannschaft derzeit schon mal erfolgreich (toitoitoi), falls man das vergleichen kann.
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