Montag, 13. April 2009
Ed Sullivan Shows featuring The Beatles 1964/65
ascola, 04:37h
Insbesondere die letzte Show vom September 1965, eineinhalb Jahre nach den ersten drei Shows von Anfang '64, mit denen sich die Beatles erstmals einem amerikanischen (Fernseh-)Publikum vorgestellt hatten, hat es mir angetan.
Anfang und Ende des zweiten Teils dieser letzten Show, bestehend aus "Ticket to Ride" und "Help", habe ich beim ersten Mal mindesterns zehn Mal hintereinander mit nicht nachlassender Begeisterung gesehen - überwiegend Karaoke-like mitsingend, was zwar erschwert, den Live-Harmonien der Fab Four zu lauschen, aber es kommt noch genug rüber. Was war alles passiert in diesen eineinhalb Jahren.
Wie schwer fällt es so vielen Bands, nicht eine Platte nach der anderen zu machen, die alle gleich und vor allem alle immer schlechter klingen. Die Beatles hatten wirklich allen Grund, auch 1965 da weiter zu machen, wo sie 1963 aufhörten (das '63er Material war es, das sie in den ersten drei Shows von Ed Sullivan präsentiert hatten). Sie taten es nicht.
In der '65er Show singen sie im ersten Teil "I Feel Fine", das zusammen mit den bereits erwähnten Songs noch einmal von ganz neuer Qualität gegenüber dem Vorherigen ist. Man hört die Einflüsse der Stones, auch Dylan hatte seine ersten elektronisch verstärkten Alben aufgenommen, aber was diese an Rhythm'n Blues-Feeling voraus hatten und jener an Komplexität, das machten die Beatles an Harmonien und Melodiösität wett. Alle drei Songs sind von Lennon, der in der '65er Show insgesamt mehr zum Zug kommt als in den '64er-Vorgängern.
Was kann man noch sagen? Lennon ist fast ein bisschen heiser. Zweimal erwischt er die falsche Strophe (Text), vor allem in "Help", wenn Paul und George beharrlich einen anderen Background-Chor darauf singen - sein Fehler. Und es ist herrlich. Wie sehr sie sich gegenseitig brauchen: Lennon und McCartney. McCartney singt "Yesterday", und so hübsch er es auch macht, man ahnt: er hätte ein Jahr später Udo Jürgens ("Merci Chérie") beim Grand Prix gefährlich werden können. John sieht das glasklar und kommentiert, wenn er wieder auf die Bühne kommt: "That was just like him". Indeed, John, it was. Und doch ist es Paul, der auch Johns Songs besonders gesanglich kongenial ergänzt, dessen Bühnenshow auf eigentümliche Art und Weise fast souveräner war als die von John, dem verrückten Lennon, dem in dieser Show schon nicht mehr ganz die in der Zeit noch üblichen Fesseln anzulegen sind.
Es geht einfach nicht mehr: er hat die längsten Haare, fällt am leichtesten aus der Rolle, singt, trotz Heiserkeit und irgendwie ungleich und schwankend aufgedrehten Mikrofonen, die mal den einen, mal den anderen zu bervorzugen scheinen (manchmal ist der Chor lauter als der Lead-Sänger usw.) - am besten. Nicht weil er hier den größten Stimmumfang hätte oder die Töne am besten trifft, sondern weil er einfach die bessere Rock-Stimme von den beiden Lead-Sängern hat.
Warum sie im ersten Teil Ringo eine Nummer abgegeben haben, und nicht George, der zu dem Zeitpunkt längst beachtlichere Songs als sein Drummer-Kollege vorweisen konnte (eigentlich von der ersten Platte an), wird ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht wollte George nicht, der Stille.
Die Girls im Publikum: sie schreien und weinen und lachen sich die Seele aus dem Leib. Es war alles vor '68, '68 noch nicht in Sicht - und war so auch nur vor '68 möglich.
Die Ed Sullivan Shows mit den Beatles sind jedem zu empfehlen. Es ist 45 Jahre her! Natürlich gab es schon eine Menge Bands Mitte der 60er, hatte es schon Elvis usw. gegeben, gab es schon Motown; aber was die Unterhaltungs- und Popindustrie damals wirklich dominierte, davon legen diese ungekürzt auf DVD verfügbaren Shows gleichfalls beredtes Zeugnis ab. Das macht das Phänomen, das die Beatles waren, nur umso deutlicher.
Anfang und Ende des zweiten Teils dieser letzten Show, bestehend aus "Ticket to Ride" und "Help", habe ich beim ersten Mal mindesterns zehn Mal hintereinander mit nicht nachlassender Begeisterung gesehen - überwiegend Karaoke-like mitsingend, was zwar erschwert, den Live-Harmonien der Fab Four zu lauschen, aber es kommt noch genug rüber. Was war alles passiert in diesen eineinhalb Jahren.
Wie schwer fällt es so vielen Bands, nicht eine Platte nach der anderen zu machen, die alle gleich und vor allem alle immer schlechter klingen. Die Beatles hatten wirklich allen Grund, auch 1965 da weiter zu machen, wo sie 1963 aufhörten (das '63er Material war es, das sie in den ersten drei Shows von Ed Sullivan präsentiert hatten). Sie taten es nicht.
In der '65er Show singen sie im ersten Teil "I Feel Fine", das zusammen mit den bereits erwähnten Songs noch einmal von ganz neuer Qualität gegenüber dem Vorherigen ist. Man hört die Einflüsse der Stones, auch Dylan hatte seine ersten elektronisch verstärkten Alben aufgenommen, aber was diese an Rhythm'n Blues-Feeling voraus hatten und jener an Komplexität, das machten die Beatles an Harmonien und Melodiösität wett. Alle drei Songs sind von Lennon, der in der '65er Show insgesamt mehr zum Zug kommt als in den '64er-Vorgängern.
Was kann man noch sagen? Lennon ist fast ein bisschen heiser. Zweimal erwischt er die falsche Strophe (Text), vor allem in "Help", wenn Paul und George beharrlich einen anderen Background-Chor darauf singen - sein Fehler. Und es ist herrlich. Wie sehr sie sich gegenseitig brauchen: Lennon und McCartney. McCartney singt "Yesterday", und so hübsch er es auch macht, man ahnt: er hätte ein Jahr später Udo Jürgens ("Merci Chérie") beim Grand Prix gefährlich werden können. John sieht das glasklar und kommentiert, wenn er wieder auf die Bühne kommt: "That was just like him". Indeed, John, it was. Und doch ist es Paul, der auch Johns Songs besonders gesanglich kongenial ergänzt, dessen Bühnenshow auf eigentümliche Art und Weise fast souveräner war als die von John, dem verrückten Lennon, dem in dieser Show schon nicht mehr ganz die in der Zeit noch üblichen Fesseln anzulegen sind.
Es geht einfach nicht mehr: er hat die längsten Haare, fällt am leichtesten aus der Rolle, singt, trotz Heiserkeit und irgendwie ungleich und schwankend aufgedrehten Mikrofonen, die mal den einen, mal den anderen zu bervorzugen scheinen (manchmal ist der Chor lauter als der Lead-Sänger usw.) - am besten. Nicht weil er hier den größten Stimmumfang hätte oder die Töne am besten trifft, sondern weil er einfach die bessere Rock-Stimme von den beiden Lead-Sängern hat.
Warum sie im ersten Teil Ringo eine Nummer abgegeben haben, und nicht George, der zu dem Zeitpunkt längst beachtlichere Songs als sein Drummer-Kollege vorweisen konnte (eigentlich von der ersten Platte an), wird ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht wollte George nicht, der Stille.
Die Girls im Publikum: sie schreien und weinen und lachen sich die Seele aus dem Leib. Es war alles vor '68, '68 noch nicht in Sicht - und war so auch nur vor '68 möglich.
Die Ed Sullivan Shows mit den Beatles sind jedem zu empfehlen. Es ist 45 Jahre her! Natürlich gab es schon eine Menge Bands Mitte der 60er, hatte es schon Elvis usw. gegeben, gab es schon Motown; aber was die Unterhaltungs- und Popindustrie damals wirklich dominierte, davon legen diese ungekürzt auf DVD verfügbaren Shows gleichfalls beredtes Zeugnis ab. Das macht das Phänomen, das die Beatles waren, nur umso deutlicher.
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