Samstag, 14. Juni 2008
Rentenabteilung des Bertelsmann Clubs schreibt mir
ascola, 17:42h
Schon vor ein paar Jahren kränkelte und schwächelte die Buch-Club-Sparte des größten deutschen Medienkonzerns Bertelsmann, die einstmals das Herz des Unternehmens ausmachte (lang ist's her) und von vielen fälschlich noch immer für selbiges gehalten wird.
Doch jetzt scheint es ganz arg zu sein mit dem Club. Anstatt doch mal die angestaubt-konservative Medien-Auswahl aufzufrischen und zeitgemäßer auf den Kunden zu zu gehen, schwenkt der Laden jetzt um auf unseriöse Kunden-Anschreiben á la: Sie haben 100.000 Euro garantiert gewonnen, bitte antworten Sie unter dieser und jener Telefonnummer - Anschreiben, mit denen bevorzugt Leute geködert werden sollen, die viel Zeit haben, Werbe-Post zu lesen, und zudem leichtgläubig sind und es schwierig finden, beispielsweise echte Behörden-Post von gefälschter zu unterscheiden (also z. B. manche/r Renner/in, Ausländer/in). Ziel sind die Leute, denen Günter Wallraff mit seinen Undercover-Recherchen aktuell wieder verstärkt beisteht. Brauchen wir uns also nicht wundern, wenn Wallraff im ZEIT-Magazin als nächstes Innen-Einsichten des Bertelsmann-Buchclub-Geschäfts preis gibt.
In dem Brief, den ich erhalte, ist als Absender "Der Club Rentenabteilung" angegeben, aha, so so, welche Rentenabteilung bitte schön? Die Aufmachung des Briefes ähnelt eher einem Los, wie man es von Postwurfsendungen mit nicht selten betrügerischer Absicht eben schon kennt. Oben rechts ist ein behördlich daher kommender Abschnitt zu stehen, in dem jemand etwas geprüft und mit - überzeugend unleserlicher - Unterschrift bestätigt haben will, einen Stempel scheint's auch zu haben, na dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Im Betreff stehe: ich, und zwar als "Rentenberechtigte". Na wer will das nicht sein? haben sich die Gütersloher Bertelsmänner wohl auch gedacht: Auf die Ansprache fallen doch hoffentlich viele rein, hoffen sie, auch wenn wir es noch so dumm anstellen.
Dann geht es aber doch um eine "Auslosung", heißt es weiter, an der ich teilnehmen darf mit meinem "Rentenberechtigungsschein". Und eben jenen - na das ist ja schon die halbe Miete - halte ich in Händen, so ein Glück.
Auch habe ich mit dem Schreiben eine - wichtig, wichtig - Rentenberechtigungsschein-Nr. erhalten, die ganz stilecht mit einem "BMRA" beginnt, und dann eine Nummernfolge aufweist, könnte ein Software-Serial sein, eine Los-Nr., oder eben auch eine Rentennummer.
"Dringende Terminsache" springt mir weiter im Stil einschlägiger Butterfahrten-Einladungen in die Augen, damit ich mein Glück jetzt wirklich nicht lange warten lasse. Am Ende des Briefes verabschiedet sich handschriftlich von mir eine Marita Luismeier, sympathischer Name eigentlich, und die Dame arbeitet in der "Rentenabteilung Bertelsmann", steht darunter. Na sieh mal an, der Unterschied zwischen einem großen Unternehmen und einer Verwaltung ist wirklich manchmal nicht mehr groß, und das haben sich wohl auch die Werbe-Strategen des Clubs gedacht: da schwindeln wir doch kaum, wenn wir das kurzerhand "Rentenabteilung" nennen.
Natürlich hat der Konzern - mit 80.000 Mitarbeitern - tatsächlich eine Rentenabteilung, die für die Betriebsrenten der Belegschaft zuständig ist. Aber dass diese nun für Renten-Verlosungen an beliebige Kunden zuständig sein soll, wie dieses Schreiben ja doch irgendwie behauptet, erscheint doch, Verzeihung, als krasser Bauernnepp.
Ich kann dann noch die "Rentenhotline" zu den üblichen Sprechzeiten anrufen, Fragen hat man ja immer zur Rente, und im übrigen auch, um zu erfahren, ob ich zu den glücklichen "Berechtigten" gehöre. Muss man bei der Bfa und Vbl auch immer mühsam raus finden, ob man "berechtigt" ist, z. B. genug angespart hat. Erscheint also sehr plausibel, gleich mal Montag anrufen, wo's doch mit den öffentlichen Renten so schlecht steht, vielleicht springt jetzt ja anscheinend Bertelsmann ein: das nenne ich doch mal Gemeinwohl-Verantwortung, wie Gründer und Besitzer Reinhard Mohn dem Konzern doch immer schon ins Stammbuch schrieb.
Was soll man nun wirklich davon halten? wahrscheinlich verliert der Club damit auch noch seine letzten urteilssicheren Kunden, um dann endgültig ins Nirwana zwielichtiger Call Center und Service-Anbieter abzudriften - und allenfalls noch als Wallraff-Objekt zu taugen.
Doch jetzt scheint es ganz arg zu sein mit dem Club. Anstatt doch mal die angestaubt-konservative Medien-Auswahl aufzufrischen und zeitgemäßer auf den Kunden zu zu gehen, schwenkt der Laden jetzt um auf unseriöse Kunden-Anschreiben á la: Sie haben 100.000 Euro garantiert gewonnen, bitte antworten Sie unter dieser und jener Telefonnummer - Anschreiben, mit denen bevorzugt Leute geködert werden sollen, die viel Zeit haben, Werbe-Post zu lesen, und zudem leichtgläubig sind und es schwierig finden, beispielsweise echte Behörden-Post von gefälschter zu unterscheiden (also z. B. manche/r Renner/in, Ausländer/in). Ziel sind die Leute, denen Günter Wallraff mit seinen Undercover-Recherchen aktuell wieder verstärkt beisteht. Brauchen wir uns also nicht wundern, wenn Wallraff im ZEIT-Magazin als nächstes Innen-Einsichten des Bertelsmann-Buchclub-Geschäfts preis gibt.
In dem Brief, den ich erhalte, ist als Absender "Der Club Rentenabteilung" angegeben, aha, so so, welche Rentenabteilung bitte schön? Die Aufmachung des Briefes ähnelt eher einem Los, wie man es von Postwurfsendungen mit nicht selten betrügerischer Absicht eben schon kennt. Oben rechts ist ein behördlich daher kommender Abschnitt zu stehen, in dem jemand etwas geprüft und mit - überzeugend unleserlicher - Unterschrift bestätigt haben will, einen Stempel scheint's auch zu haben, na dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Im Betreff stehe: ich, und zwar als "Rentenberechtigte". Na wer will das nicht sein? haben sich die Gütersloher Bertelsmänner wohl auch gedacht: Auf die Ansprache fallen doch hoffentlich viele rein, hoffen sie, auch wenn wir es noch so dumm anstellen.
Dann geht es aber doch um eine "Auslosung", heißt es weiter, an der ich teilnehmen darf mit meinem "Rentenberechtigungsschein". Und eben jenen - na das ist ja schon die halbe Miete - halte ich in Händen, so ein Glück.
Auch habe ich mit dem Schreiben eine - wichtig, wichtig - Rentenberechtigungsschein-Nr. erhalten, die ganz stilecht mit einem "BMRA" beginnt, und dann eine Nummernfolge aufweist, könnte ein Software-Serial sein, eine Los-Nr., oder eben auch eine Rentennummer.
"Dringende Terminsache" springt mir weiter im Stil einschlägiger Butterfahrten-Einladungen in die Augen, damit ich mein Glück jetzt wirklich nicht lange warten lasse. Am Ende des Briefes verabschiedet sich handschriftlich von mir eine Marita Luismeier, sympathischer Name eigentlich, und die Dame arbeitet in der "Rentenabteilung Bertelsmann", steht darunter. Na sieh mal an, der Unterschied zwischen einem großen Unternehmen und einer Verwaltung ist wirklich manchmal nicht mehr groß, und das haben sich wohl auch die Werbe-Strategen des Clubs gedacht: da schwindeln wir doch kaum, wenn wir das kurzerhand "Rentenabteilung" nennen.
Natürlich hat der Konzern - mit 80.000 Mitarbeitern - tatsächlich eine Rentenabteilung, die für die Betriebsrenten der Belegschaft zuständig ist. Aber dass diese nun für Renten-Verlosungen an beliebige Kunden zuständig sein soll, wie dieses Schreiben ja doch irgendwie behauptet, erscheint doch, Verzeihung, als krasser Bauernnepp.
Ich kann dann noch die "Rentenhotline" zu den üblichen Sprechzeiten anrufen, Fragen hat man ja immer zur Rente, und im übrigen auch, um zu erfahren, ob ich zu den glücklichen "Berechtigten" gehöre. Muss man bei der Bfa und Vbl auch immer mühsam raus finden, ob man "berechtigt" ist, z. B. genug angespart hat. Erscheint also sehr plausibel, gleich mal Montag anrufen, wo's doch mit den öffentlichen Renten so schlecht steht, vielleicht springt jetzt ja anscheinend Bertelsmann ein: das nenne ich doch mal Gemeinwohl-Verantwortung, wie Gründer und Besitzer Reinhard Mohn dem Konzern doch immer schon ins Stammbuch schrieb.
Was soll man nun wirklich davon halten? wahrscheinlich verliert der Club damit auch noch seine letzten urteilssicheren Kunden, um dann endgültig ins Nirwana zwielichtiger Call Center und Service-Anbieter abzudriften - und allenfalls noch als Wallraff-Objekt zu taugen.
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