Samstag, 27. Juni 2009
Medienreaktionen nach Tod Michael Jacksons
ascola, 18:08h
Ich habe mich nun durch so ziemlich jeden der heutigen, alle etwa gleich langen eineinhalbseitigen Artikel zu Michael Jacksons Tod auf Spiegel Online gelesen und bin enttäuscht. Kein einziger der Artikel ist wirklich gut, alle wiederholen mehr oder minder oberflächlich die immer gleichen Fakten, die man auch schon aus den Fernsehberichten und den Artikeln von gestern kennt - die noch besser waren, da wirklich mit Neuigkeitswert ausgestattet.
Aber auch die drei Artikel, mit denen das heutige Feuilleton der Print-Süddeutschen aufmacht, scheinen das gleiche zu wiederholen. Dort sticht der Beitrag auf Seite 3 hingegen relativ positiv hervor. Wo ist die ultimative, definitive Story über den "King of Pop"?
Sehenswert war gestern abend auf ARD aber das Bukarest-Konzert Jacksons von 1992. Wie ausgehungert und ekstatisch die Tausende von Fans dieses Fest amerikanischen Entertainments erlebten, sagt viel. Keineswegs hat Jackson hier, wie Spiegel Online-Redakteur Daniel Sander findet, "den Anschluss an die Popkultur verloren". Sander mäkelt weiter: "Ein richtiger Stil-Coup wollte ihm seitdem nicht mehr gelingen. Im Video zu "Black or White", der ersten Auskopplung aus seinem Album "Dangerous" (1991), versuchte er es ganz unscheinbar in schwarzer Hose und weißem Hemd. Auf der darauf folgenden Tour verstörte er die Welt jedoch in einem peinlichen goldenen Body samt seltsamen Armmanschetten."
Der Body mag seltsam sein für jemanden, der anscheinend nicht jenseits schlichter Geschlechter-Stereotypen denkt - aber das Bukarest-Konzert aus der "Dangerous-"Tour, bei der Michael sich im übrigen etliche Male umzieht, zeigt den Star noch immer auf dem Höhepunkt seiner tänzerischen und sängerischen Fähigkeiten. Das Album zur Tour wird ebenso wie die erste Single daraus, "Black and White", zur Nummer 1 der Billboard-Charts: nicht eben Anzeichen dafür, nicht mehr auf der Höhe zu sein. Der echte Bruch kam vielmehr erst mit seinem ersten Missbrauchs-Fast-Prozess ein Jahr später, den er mit einer Abfindung zwar gerade noch verhindern konnte, ohne aber die Gerüchte einzudämmen.
Spiegel Online-Artikel "Geisel des Glitters"
Aber auch die drei Artikel, mit denen das heutige Feuilleton der Print-Süddeutschen aufmacht, scheinen das gleiche zu wiederholen. Dort sticht der Beitrag auf Seite 3 hingegen relativ positiv hervor. Wo ist die ultimative, definitive Story über den "King of Pop"?
Sehenswert war gestern abend auf ARD aber das Bukarest-Konzert Jacksons von 1992. Wie ausgehungert und ekstatisch die Tausende von Fans dieses Fest amerikanischen Entertainments erlebten, sagt viel. Keineswegs hat Jackson hier, wie Spiegel Online-Redakteur Daniel Sander findet, "den Anschluss an die Popkultur verloren". Sander mäkelt weiter: "Ein richtiger Stil-Coup wollte ihm seitdem nicht mehr gelingen. Im Video zu "Black or White", der ersten Auskopplung aus seinem Album "Dangerous" (1991), versuchte er es ganz unscheinbar in schwarzer Hose und weißem Hemd. Auf der darauf folgenden Tour verstörte er die Welt jedoch in einem peinlichen goldenen Body samt seltsamen Armmanschetten."
Der Body mag seltsam sein für jemanden, der anscheinend nicht jenseits schlichter Geschlechter-Stereotypen denkt - aber das Bukarest-Konzert aus der "Dangerous-"Tour, bei der Michael sich im übrigen etliche Male umzieht, zeigt den Star noch immer auf dem Höhepunkt seiner tänzerischen und sängerischen Fähigkeiten. Das Album zur Tour wird ebenso wie die erste Single daraus, "Black and White", zur Nummer 1 der Billboard-Charts: nicht eben Anzeichen dafür, nicht mehr auf der Höhe zu sein. Der echte Bruch kam vielmehr erst mit seinem ersten Missbrauchs-Fast-Prozess ein Jahr später, den er mit einer Abfindung zwar gerade noch verhindern konnte, ohne aber die Gerüchte einzudämmen.
Spiegel Online-Artikel "Geisel des Glitters"
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Montag, 27. April 2009
Die Bahn kommt
ascola, 19:06h
Als ich heute um 3 vor 12 Uhr mittags in Magdeburg ankam mit einem verspäteten Regionalzug aus Berlin, und um 12.10 h nach Halberstadt weiter fahren wollte, hieß es auf dem Gleis, auf dem ich gemütlich mit einem Baguette in der Hand eintraf (die Anzeige in der Bahnhofshalle hatte Gleis 5 ausgewiesen), es gäbe für den Zug einen Schienen-Ersatzverkehr vom Bus-Bahnhof aus.
Wo war der Bus-Bahnhof? Ich hatte noch knapp zehn Minuten Zeit, das heraus zu finden. Er war nicht auf dem Bahnhofs-Vorplatz, wo ich zunächst hin rannte. Als ich den Busbahnhof am Hinterausgang des Bahnhofs fand, war es 12.04h. Ich sah keinen offensichtlichen Bus nach Halberstadt, keine Ausschilderung, Hinweise bezüglich Ersatzverkehr.. Ich rannte mit dem gerade gekauften Baguette samt überschwappendem Kaffee zwischen den Bussen hin und her und fragte Fahrer, ob sie nach Halberstadt fahren (schon 12.06h, ich dachte, ich hätte noch max. 3 Minuten, um den Bus zu finden).
Schließlich erfuhr ich, dass der Schienen-Ersatzverkehr für den 12.10 h nach Halberstadt bereits um 11.57 Uhr gefahren war. Aha, da war ich mit meinem Zug aus Berlin noch gar nicht da gewesen. Um 12.05, also 8 Minuten nach Abfahrt des Schienenersatzverkehr-Busses, wurde selbiger jedenfalls noch auf dem Gleis angesagt, wo der Zug eigentlich hätte abfahren sollen.
Ich hab dann mit Schwung meinen Pappbecher-Kaffee voll wie er war ins Gebüsch gehauen und ein Taxi genommen, für schlappe 80,- Euro. Plus bereits vorhandene Bahn-Fahrkarte, die ich, da 15,- Euro Bearbeitungsgebühr, nicht eintauschen kann, kostete mich die Fahrt 95,- Euro. Dazu kommt die Fahrkarte für den Bus in Berlin, knapp 100,- Euro, um nach Halberstadt zu kommen in der Zeit zwischen 9 und 13 Uhr (es fährt kein Zug um 9).
Nachtrag: die Bahn sah sich nicht genötigt, mir etwas von den Auslagen zu erstatten. Sie könnten nichts dafür, wenn der "Hex" - das ist die private Gesellschaft, die den Regionalverkehr in Sachsen-Anhalt betreibt, ausfiele. Die Gesellschaft Harzelbeexpress (HEX) ihrerseits nahm insofern Stellung, als es ja nicht ihr Fehler sei, wenn der von der Bahn zur Verfügung gestellte Schienenersatzverkehr dreizehn Minuten früher als geplant fahre. So saß ich also zwischen allen Stühlen und blieb auf meinen Kosten - abgesehen vom Stress - sitzen. Klar war: es gab überhaupt keinen Schienenersatzverkehr. Die Bahn hatte als solchen einfach einen regulären Linien-Bus nach Halberstadt ausgerufen, es aber weder geregelt gekriegt, den dann an diesem Tag mal dreizehn Minuten später fahren zu lassen, noch, die Information der tatsächlichen Abfahrt korrekt auf den Anzeigetafeln in der Halle und auf dem Gleis mitzuteilen bzw. auszurufen.
Noch ein Nachtrag: dies geschah nicht heute, sondern vor einiger Zeit. Seinerzeit hatte ich diesen Live-Bericht nicht gleich online gestellt.
Wo war der Bus-Bahnhof? Ich hatte noch knapp zehn Minuten Zeit, das heraus zu finden. Er war nicht auf dem Bahnhofs-Vorplatz, wo ich zunächst hin rannte. Als ich den Busbahnhof am Hinterausgang des Bahnhofs fand, war es 12.04h. Ich sah keinen offensichtlichen Bus nach Halberstadt, keine Ausschilderung, Hinweise bezüglich Ersatzverkehr.. Ich rannte mit dem gerade gekauften Baguette samt überschwappendem Kaffee zwischen den Bussen hin und her und fragte Fahrer, ob sie nach Halberstadt fahren (schon 12.06h, ich dachte, ich hätte noch max. 3 Minuten, um den Bus zu finden).
Schließlich erfuhr ich, dass der Schienen-Ersatzverkehr für den 12.10 h nach Halberstadt bereits um 11.57 Uhr gefahren war. Aha, da war ich mit meinem Zug aus Berlin noch gar nicht da gewesen. Um 12.05, also 8 Minuten nach Abfahrt des Schienenersatzverkehr-Busses, wurde selbiger jedenfalls noch auf dem Gleis angesagt, wo der Zug eigentlich hätte abfahren sollen.
Ich hab dann mit Schwung meinen Pappbecher-Kaffee voll wie er war ins Gebüsch gehauen und ein Taxi genommen, für schlappe 80,- Euro. Plus bereits vorhandene Bahn-Fahrkarte, die ich, da 15,- Euro Bearbeitungsgebühr, nicht eintauschen kann, kostete mich die Fahrt 95,- Euro. Dazu kommt die Fahrkarte für den Bus in Berlin, knapp 100,- Euro, um nach Halberstadt zu kommen in der Zeit zwischen 9 und 13 Uhr (es fährt kein Zug um 9).
Nachtrag: die Bahn sah sich nicht genötigt, mir etwas von den Auslagen zu erstatten. Sie könnten nichts dafür, wenn der "Hex" - das ist die private Gesellschaft, die den Regionalverkehr in Sachsen-Anhalt betreibt, ausfiele. Die Gesellschaft Harzelbeexpress (HEX) ihrerseits nahm insofern Stellung, als es ja nicht ihr Fehler sei, wenn der von der Bahn zur Verfügung gestellte Schienenersatzverkehr dreizehn Minuten früher als geplant fahre. So saß ich also zwischen allen Stühlen und blieb auf meinen Kosten - abgesehen vom Stress - sitzen. Klar war: es gab überhaupt keinen Schienenersatzverkehr. Die Bahn hatte als solchen einfach einen regulären Linien-Bus nach Halberstadt ausgerufen, es aber weder geregelt gekriegt, den dann an diesem Tag mal dreizehn Minuten später fahren zu lassen, noch, die Information der tatsächlichen Abfahrt korrekt auf den Anzeigetafeln in der Halle und auf dem Gleis mitzuteilen bzw. auszurufen.
Noch ein Nachtrag: dies geschah nicht heute, sondern vor einiger Zeit. Seinerzeit hatte ich diesen Live-Bericht nicht gleich online gestellt.
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Samstag, 25. April 2009
DSDS Live-Protokoll, 25.4.09
ascola, 22:38h
"Großes Kino" lautet das Thema der ersten Sangesrunde, in der die verbliebenen Vier heute liefern müssen. Dominik Büchele muss als erster ran.
Er wagt sich an eine Pathos-Ballade von Elton John, "Can You Feel The Love Tonight" (aus "The Lion King"). Der arme Dominik hat es nicht leicht, denn er wird von der Jury nicht unterstützt. Noch jedes Mal machen sie ihn fertig, da singt es sich nicht direkt befreit auf. Doch man gewinnt den Eindruck, er wächst an dem Widerstand. Der Gesang ist nicht so schlecht, wie die Jury ihn hinterher wieder machen wird. Das Problem ist mehr, dass Büchele allzu tiefernst und hüftsteif auf der Bühne herum läuft, wahrscheinlich bedenkend, dass er gerade eine weitere Kritik-Vorlage liefert. Nach seinem Auftritt ist er entspannter, die Kritik wirft ihn nicht mehr um, und auf die Fragen des Moderators kann er meist Vernünftigeres antworten als seine Mit-Kandidaten, so auch diesmal.
Sarah Kreuz singt Whitney Houstons "I will always love you" (aus Kevin Costners "Bodyguard"). Dieser geschmetterte 80er-Schmalz, der zu Recht im aktuellen 80ies Revival ausgelassen wird, ist starker Tobak. Sarah singt es toll, aber das macht den Song nicht besser. Immerhin sehen wir: stimmlich bekommt sie keine Probleme, sobald sie nicht zu tief singen muss (wie letzte Woche, als ihr Anfang von "It's Raining Men" aufgrund dieses Problems praktisch gar nicht statt fand).
Die Jury lobt sie in den höchsten Tönen. Auch Dieter Bohlen, der sie letzte Woche noch ungewohnt scharf angriff, stimmt mit ein und toppt noch die lobpreisenden Kommentare seiner Mit-Juroren, indem er Sarah bescheinigt, sie habe den Titel besser gesungen als er Whitney damit live gehört habe. Sarah bleibt verständlicherweise der Mund offen stehen. Durch diese Heiß- und Kalt-Duschen in Sachen Feedback erzeugt man wahrscheinlich emotionale Abhängigkeit. Ob das Bohlen bewusst ist, ist dabei wahrscheinlich egal, er macht es aus Instinkt richtig, um den maximalen Effekt zu erreichen. Aber mit etwas mehr Nüchternheit betrachtet, muss der geneigte Zuschauer fest stellen, dass die Leistungen so sehr in Wirklichkeit nicht von Titel zu Titel und Woche zu Woche auseinander fallen, um dieses Wechselbad an Feedback zu rechtfertigen.
Jetzt kommt Daniel Schuhmacher. Es scheint der Tag der 80ies-und frühen 90ies-Filmschnulzen zu sein. Er singt "Take my Breath Away" von Emma Bunton, ein One-Hit-Wonder aus dem Tom Cruise-Film "Top Gun", immerhin geschrieben von Giorgio Moroder. Schön: die 80ies Synthesizer dazu im Hintergrund, letzte Woche hatte Daniel schon gepunktet mit einem nicht unähnlichen Eurythmics-Song.
Um das Urteil der Jury vorweg zu nehmen: Sie mäkeln an der Titelauswahl herum, bis auf die Strophen - im Gegensatz zum Refrain - habe Daniel hier nicht zeigen können, was er drauf habe. Dem kann ich mich nicht anschließen. Der Song hat noch nie so gut geklungen wie in seiner Version. Besonders interessant ist, dass er diese Frauen-Titel (letzte Woche Annie Lennox) wirklich heiß interpretieren kann. Er hat keine Mühe mit den höheren Lagen, die Stimme klingt interessant, sicher und sexy. Wird der Ton tiefer, wird gleich deutlich, dass er das genauso bravourös drauf hat. Der Song in seiner Interpretation ist nicht der schwächste, sondern der stärkste der ersten Runde.
Bevor Annemarie singt, sehen wir im Einspieler, dass der Druck, der sich seit Wochen über ihr aufbaut, so langsam zu viel für sie ist. Familie Eilfeld weint, besonders Annemarie selbst, und bricht vor einem Lokalauftritt in Dessau mehr oder minder zusammen. Glücklicherweise ist eine Kamera dabei, sonst könnten wir's gar nicht mit erleben. Die Ossi-Quotenfrau bei DSDS, die ähnlich wie Dominik trotz aller verheerender Jury-Kritiken ein festes Fan-Publikum hat - sie vielleicht eher im Osten, er im Südwesten - macht natürlich trotzdem weiter. Sie sei es ihren Fans schuldig - "einige Leute wären sonst sehr enttäuscht" - bemüht sie ein Klischee zur Erklärung.
Derart eingestimmt, wünscht man ihr das Beste, nämlich keine weitere Aufregung durch schlechte Kritiken. Aber ähnlich wie letzte Woche greift Annemarie wieder zu den schlimmsten Liedern von allen für ihre Auftritte. Sie singt irgendetwas aus dem Film "Pearl Harbor", das nicht sehr bekannt erscheint, und den Film muss man wohl auch nicht gesehen haben. Der Titel ist so öde, dass plötzlich Whitney Houston gar nicht mehr so übel erscheint. Annemaries gesangliche Fähigkeiten bewegen sich etwa im Abstand zu denen von Konkurrentin Sarah Kreuz wie die von Dominik zu Daniel, da lässt sich nichts machen. Dessen (Daniels) Talent, auch aus mittelmäßigen Titeln was Tolles zu machen, hat sie nicht, weshalb die Frage offen bleibt, weshalb sie in dem Fall nicht einfach von vorne herein gute Lieder wählt. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten. Außerdem liegt sie mit der Schnulze im Erwartungshorizont der Jury für heute Abend, die allenthalben "irre viel Gefühl" in den Darbietungen hört, und das zahlt sich aus.
Die Jury ist ungewohnt lieb zu ihr. Volker sagt ihr, sie sähe toll aus, obwohl das Kleid genauso kurz ist wie immer und die Frisur diesmal wie aus den 60ies aussieht, was eher das Markenzeichen der bereits ausgeschiedenen Vanessa Neigert war (der das auch besser stand). Jedoch bei RTL muss allen klar sein, wie sehr gerade Annemarie dabei hilft, dass die Show allwöchentlich Quotensieger ist, und würde es Annemarie nicht geben, müsste RTL sie erfinden. Deshalb beansprucht Dieter Bohlen plötzlich und zur allgemeinen Verwirrung seinen Anteil an ihrem Erfolg, weil er sie mit seinen Verrissen erst (via schlechter Presse) in die Arme ihrer Fans getrieben haben will. So kann man's auch sehen. Sie wird gelobt für ihren Auftritt; der im Grunde nicht besser oder schlechter ist als so mancher davor von ihr auch. Aber zu den Wechselbädern mit starker Willkür-Note war schon weiter oben etwas gesagt worden.
Zweite Runde: Dominik steigt mit Simon & Garfunkels "Sound of Silence" ein, ein Motto scheint es diesmal nicht zu geben, außer, dass es etwas Balladeskes sein soll. Nette Song-Auswahl von Dominik, aber man muss Bohlen zustimmen, dass er den Song ziemlich verhunzt. Der Vorteil: es wird klar, wie gut Simon & Garfunkel wirklich waren, wie schwer diese Songwriting-Klassiker gut zu singen sind. Nina und Volker gefällt aber, dass Dominik den Saal zum Mitklatschen bringen konnte. Was den Geist des Originals endgültig zerstört.
Sarah entscheidet sich für Duffys "Warwick Avenue", was die Jury später quittiert mit Respektsbekundungen, da dieser Titel so oft in den Radiostationen gelaufen sei, dass ihn eigentlich niemand mehr hören könne. Sie wird hoch gelobt für ihre Interpretation. Natürlich macht Sarah es besser als Dominik, aber doch klingt es eher noch einmal nach Whitney und nicht nach Duffy. Zwar kann sie laut und mit Power singen, aber dieser an sich zauberhafte Song kommt bei ihr ohne Soul daher (den Daniel in der Vorwoche mit "Ain't no Sunshine in my Life" bewies wie zuvor zwei Jahre vorher nur Mark Medlock).
Daniel singt den u. a. von Billy Preston (der auch mal für die Beatles am Piano saß) geschriebenen Joe Cocker-Song "You are so Beautiful", den Cocker bereits 1974 erstmals aufnahm. Es ist die nächste Schnulze im Reigen (nicht die letzte), aber die Jury liegt ihm förmlich zu Füßen.
Es schließt ab Annemarie mit Kelly Clarksons "Because of You". Der Vortrag bringt nichts rüber, und so fällt am meisten auf, dass wieder irgendetwas mit den Haaren anders ist. Was auch Volker gleich als erstes - und wieder positiv - erwähnt, während Bohlen sagt, sie sei nicht Clarkson. Doch er bleibt im Trend der ersten Runde und urteilt milde, ebenso die Kollegen.
Geschafft, es ging wirklich Schlag auf Schlag mit den zwei Runden. Jetzt darf noch Mark Medlock, der arme Kerl, den neuesten dieser gefürchteten "Sommerhits" aus der Feder von Dieter singen, und so beginnt die Wartezeit bis zur "Entscheidung". In der wird dann Marco Schreyl wieder gewohnt furchtbar auf Kosten der Kandidaten und Kandidatinnen die Spannung so geschmacklos, wie er kann, auf den Höhepunkt treiben, anstatt einfach nur zu sagen, wer gehen muss. Und in dem Rest der Sendezeit könnte RTL einfach einen der Kandidaten noch einmal singen lassen, so ganz entspannt und ohne Druck. Aber auf die Idee sind die noch nicht gekommen. Bohlen sagt noch, dass er Sarah diesmal ausscheiden sieht, während die beiden anderen Dominik draußen sähen. Seltsam, und Annemarie? am Ende wird sie wirklich noch Superstar.
Er wagt sich an eine Pathos-Ballade von Elton John, "Can You Feel The Love Tonight" (aus "The Lion King"). Der arme Dominik hat es nicht leicht, denn er wird von der Jury nicht unterstützt. Noch jedes Mal machen sie ihn fertig, da singt es sich nicht direkt befreit auf. Doch man gewinnt den Eindruck, er wächst an dem Widerstand. Der Gesang ist nicht so schlecht, wie die Jury ihn hinterher wieder machen wird. Das Problem ist mehr, dass Büchele allzu tiefernst und hüftsteif auf der Bühne herum läuft, wahrscheinlich bedenkend, dass er gerade eine weitere Kritik-Vorlage liefert. Nach seinem Auftritt ist er entspannter, die Kritik wirft ihn nicht mehr um, und auf die Fragen des Moderators kann er meist Vernünftigeres antworten als seine Mit-Kandidaten, so auch diesmal.
Sarah Kreuz singt Whitney Houstons "I will always love you" (aus Kevin Costners "Bodyguard"). Dieser geschmetterte 80er-Schmalz, der zu Recht im aktuellen 80ies Revival ausgelassen wird, ist starker Tobak. Sarah singt es toll, aber das macht den Song nicht besser. Immerhin sehen wir: stimmlich bekommt sie keine Probleme, sobald sie nicht zu tief singen muss (wie letzte Woche, als ihr Anfang von "It's Raining Men" aufgrund dieses Problems praktisch gar nicht statt fand).
Die Jury lobt sie in den höchsten Tönen. Auch Dieter Bohlen, der sie letzte Woche noch ungewohnt scharf angriff, stimmt mit ein und toppt noch die lobpreisenden Kommentare seiner Mit-Juroren, indem er Sarah bescheinigt, sie habe den Titel besser gesungen als er Whitney damit live gehört habe. Sarah bleibt verständlicherweise der Mund offen stehen. Durch diese Heiß- und Kalt-Duschen in Sachen Feedback erzeugt man wahrscheinlich emotionale Abhängigkeit. Ob das Bohlen bewusst ist, ist dabei wahrscheinlich egal, er macht es aus Instinkt richtig, um den maximalen Effekt zu erreichen. Aber mit etwas mehr Nüchternheit betrachtet, muss der geneigte Zuschauer fest stellen, dass die Leistungen so sehr in Wirklichkeit nicht von Titel zu Titel und Woche zu Woche auseinander fallen, um dieses Wechselbad an Feedback zu rechtfertigen.
Jetzt kommt Daniel Schuhmacher. Es scheint der Tag der 80ies-und frühen 90ies-Filmschnulzen zu sein. Er singt "Take my Breath Away" von Emma Bunton, ein One-Hit-Wonder aus dem Tom Cruise-Film "Top Gun", immerhin geschrieben von Giorgio Moroder. Schön: die 80ies Synthesizer dazu im Hintergrund, letzte Woche hatte Daniel schon gepunktet mit einem nicht unähnlichen Eurythmics-Song.
Um das Urteil der Jury vorweg zu nehmen: Sie mäkeln an der Titelauswahl herum, bis auf die Strophen - im Gegensatz zum Refrain - habe Daniel hier nicht zeigen können, was er drauf habe. Dem kann ich mich nicht anschließen. Der Song hat noch nie so gut geklungen wie in seiner Version. Besonders interessant ist, dass er diese Frauen-Titel (letzte Woche Annie Lennox) wirklich heiß interpretieren kann. Er hat keine Mühe mit den höheren Lagen, die Stimme klingt interessant, sicher und sexy. Wird der Ton tiefer, wird gleich deutlich, dass er das genauso bravourös drauf hat. Der Song in seiner Interpretation ist nicht der schwächste, sondern der stärkste der ersten Runde.
Bevor Annemarie singt, sehen wir im Einspieler, dass der Druck, der sich seit Wochen über ihr aufbaut, so langsam zu viel für sie ist. Familie Eilfeld weint, besonders Annemarie selbst, und bricht vor einem Lokalauftritt in Dessau mehr oder minder zusammen. Glücklicherweise ist eine Kamera dabei, sonst könnten wir's gar nicht mit erleben. Die Ossi-Quotenfrau bei DSDS, die ähnlich wie Dominik trotz aller verheerender Jury-Kritiken ein festes Fan-Publikum hat - sie vielleicht eher im Osten, er im Südwesten - macht natürlich trotzdem weiter. Sie sei es ihren Fans schuldig - "einige Leute wären sonst sehr enttäuscht" - bemüht sie ein Klischee zur Erklärung.
Derart eingestimmt, wünscht man ihr das Beste, nämlich keine weitere Aufregung durch schlechte Kritiken. Aber ähnlich wie letzte Woche greift Annemarie wieder zu den schlimmsten Liedern von allen für ihre Auftritte. Sie singt irgendetwas aus dem Film "Pearl Harbor", das nicht sehr bekannt erscheint, und den Film muss man wohl auch nicht gesehen haben. Der Titel ist so öde, dass plötzlich Whitney Houston gar nicht mehr so übel erscheint. Annemaries gesangliche Fähigkeiten bewegen sich etwa im Abstand zu denen von Konkurrentin Sarah Kreuz wie die von Dominik zu Daniel, da lässt sich nichts machen. Dessen (Daniels) Talent, auch aus mittelmäßigen Titeln was Tolles zu machen, hat sie nicht, weshalb die Frage offen bleibt, weshalb sie in dem Fall nicht einfach von vorne herein gute Lieder wählt. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten. Außerdem liegt sie mit der Schnulze im Erwartungshorizont der Jury für heute Abend, die allenthalben "irre viel Gefühl" in den Darbietungen hört, und das zahlt sich aus.
Die Jury ist ungewohnt lieb zu ihr. Volker sagt ihr, sie sähe toll aus, obwohl das Kleid genauso kurz ist wie immer und die Frisur diesmal wie aus den 60ies aussieht, was eher das Markenzeichen der bereits ausgeschiedenen Vanessa Neigert war (der das auch besser stand). Jedoch bei RTL muss allen klar sein, wie sehr gerade Annemarie dabei hilft, dass die Show allwöchentlich Quotensieger ist, und würde es Annemarie nicht geben, müsste RTL sie erfinden. Deshalb beansprucht Dieter Bohlen plötzlich und zur allgemeinen Verwirrung seinen Anteil an ihrem Erfolg, weil er sie mit seinen Verrissen erst (via schlechter Presse) in die Arme ihrer Fans getrieben haben will. So kann man's auch sehen. Sie wird gelobt für ihren Auftritt; der im Grunde nicht besser oder schlechter ist als so mancher davor von ihr auch. Aber zu den Wechselbädern mit starker Willkür-Note war schon weiter oben etwas gesagt worden.
Zweite Runde: Dominik steigt mit Simon & Garfunkels "Sound of Silence" ein, ein Motto scheint es diesmal nicht zu geben, außer, dass es etwas Balladeskes sein soll. Nette Song-Auswahl von Dominik, aber man muss Bohlen zustimmen, dass er den Song ziemlich verhunzt. Der Vorteil: es wird klar, wie gut Simon & Garfunkel wirklich waren, wie schwer diese Songwriting-Klassiker gut zu singen sind. Nina und Volker gefällt aber, dass Dominik den Saal zum Mitklatschen bringen konnte. Was den Geist des Originals endgültig zerstört.
Sarah entscheidet sich für Duffys "Warwick Avenue", was die Jury später quittiert mit Respektsbekundungen, da dieser Titel so oft in den Radiostationen gelaufen sei, dass ihn eigentlich niemand mehr hören könne. Sie wird hoch gelobt für ihre Interpretation. Natürlich macht Sarah es besser als Dominik, aber doch klingt es eher noch einmal nach Whitney und nicht nach Duffy. Zwar kann sie laut und mit Power singen, aber dieser an sich zauberhafte Song kommt bei ihr ohne Soul daher (den Daniel in der Vorwoche mit "Ain't no Sunshine in my Life" bewies wie zuvor zwei Jahre vorher nur Mark Medlock).
Daniel singt den u. a. von Billy Preston (der auch mal für die Beatles am Piano saß) geschriebenen Joe Cocker-Song "You are so Beautiful", den Cocker bereits 1974 erstmals aufnahm. Es ist die nächste Schnulze im Reigen (nicht die letzte), aber die Jury liegt ihm förmlich zu Füßen.
Es schließt ab Annemarie mit Kelly Clarksons "Because of You". Der Vortrag bringt nichts rüber, und so fällt am meisten auf, dass wieder irgendetwas mit den Haaren anders ist. Was auch Volker gleich als erstes - und wieder positiv - erwähnt, während Bohlen sagt, sie sei nicht Clarkson. Doch er bleibt im Trend der ersten Runde und urteilt milde, ebenso die Kollegen.
Geschafft, es ging wirklich Schlag auf Schlag mit den zwei Runden. Jetzt darf noch Mark Medlock, der arme Kerl, den neuesten dieser gefürchteten "Sommerhits" aus der Feder von Dieter singen, und so beginnt die Wartezeit bis zur "Entscheidung". In der wird dann Marco Schreyl wieder gewohnt furchtbar auf Kosten der Kandidaten und Kandidatinnen die Spannung so geschmacklos, wie er kann, auf den Höhepunkt treiben, anstatt einfach nur zu sagen, wer gehen muss. Und in dem Rest der Sendezeit könnte RTL einfach einen der Kandidaten noch einmal singen lassen, so ganz entspannt und ohne Druck. Aber auf die Idee sind die noch nicht gekommen. Bohlen sagt noch, dass er Sarah diesmal ausscheiden sieht, während die beiden anderen Dominik draußen sähen. Seltsam, und Annemarie? am Ende wird sie wirklich noch Superstar.
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Freitag, 24. April 2009
Johnny Depp
ascola, 15:27h
"Pirates of the Carribean 3: At World's End" ist nicht gerade zum Publikums- oder gar Kritikerliebling in der Piratenreihe geworden, zu undurchschaubar und willkürlich sind die Twists und Turns im Plot, in denen man schnell die Übersicht verliert, wer jetzt gerade warum gegen wen intrigiert, oft anscheinend unmotiviert.
Wer Action, Special Effects und Sound auch ohne tragende Handlung schätzt, mag den Film anscheinend trotzdem, vgl. dazu einige der an die 400 - bis dato - Kunden-Reviews auf Amazon.de. Ich habe ihn aus einem anderen Grund die ganzen 160 Minuten lang trotz aller Schwächen angeschaut: wegen Johnny Depp.
Look at this guy. Wenn man ihn in Interviews auf Youtube sieht, kann er eine Schüchternheit nirgendwo verbergen, zu der gar kein Anlass besteht, die ihn aber umso charmanter macht. Sein Humor, zum Beispiel im Interview mit Tim Burton über "Sweeney Todd", zeigt, dass es niemand als er selbst ist, der Jack Sparrow mit Lust, Witz und Ironie kreiert hat.
Er könnte jede männliche Hauptrolle in Hollywood bekommen, wie die Kollegen Pitt, DiCaprio oder Clooney. Was macht er? Er bleibt zumeist dem Fantasy-Genre im weitesten Sinn treu, Filmen, in denen er - ganz anders als Tom Cruise - immer spielt, und nie sich selbst. Es sind Filme, in denen er sich verkleiden kann wie ein Junge, der spielt, ein Schauspieler zu sein. Oder der einfach spielt, Pirat zu sein, oder irgendeine andere Figur aus dem Reich der Fantasie.
Bevor der Erfolg von "Fluch der Karibik" sich abzeichnete, also beim Dreh des ersten Teils, hatte Depp offensichtlich Spaß daran, die Rolle gerade nicht als "Hollywood straight guy" anzulegen (was auch als komische Variante möglich gewesen wäre, das wiederum macht Clooney vor wie kein zweiter). Das erledigt Orlando Bloom als sein Gegenüber, ihm bleibt auch nichts anderes übrig, als sich in diese Ergänzung zu fügen (allerdings eher unkomisch und viel mehr in der Tradition des Genres, was einen eigentümlichen, vielleicht gewollten Bruch zwischen den beiden Protagonisten erzeugt).
Depp hatte offenbar keinerlei Sorge, sein Image könnte Schaden nehmen durch seine tuntige, torkelnde und vernuschelte Version einer Witzfigur von Piratenkapitän, einem Genre-Antiheld par excellence. Jack Sparrow macht "Pirates of the Carribean" in jedem Moment zu einer Piraten-Satire, mehr, als alle schauspielernden Kollegen zusammen es in dem Film tun. Aber das ist es, sein Spiel, was die Reihe zu Beginn so vergnüglich, und auch im schwachen dritten Teil weiterhin erträglich, oft genug zu einem Genuss macht.
Empfehlenswerter Artikel zum Thema (wird im zweiten Teil etwas schwächer:)
Die Schweizer Weltwoche anlässlich von "Dead Man's Chest" (dem zweiten Teil der Piraten-Trilogie)
Wer Action, Special Effects und Sound auch ohne tragende Handlung schätzt, mag den Film anscheinend trotzdem, vgl. dazu einige der an die 400 - bis dato - Kunden-Reviews auf Amazon.de. Ich habe ihn aus einem anderen Grund die ganzen 160 Minuten lang trotz aller Schwächen angeschaut: wegen Johnny Depp.
Look at this guy. Wenn man ihn in Interviews auf Youtube sieht, kann er eine Schüchternheit nirgendwo verbergen, zu der gar kein Anlass besteht, die ihn aber umso charmanter macht. Sein Humor, zum Beispiel im Interview mit Tim Burton über "Sweeney Todd", zeigt, dass es niemand als er selbst ist, der Jack Sparrow mit Lust, Witz und Ironie kreiert hat.
Er könnte jede männliche Hauptrolle in Hollywood bekommen, wie die Kollegen Pitt, DiCaprio oder Clooney. Was macht er? Er bleibt zumeist dem Fantasy-Genre im weitesten Sinn treu, Filmen, in denen er - ganz anders als Tom Cruise - immer spielt, und nie sich selbst. Es sind Filme, in denen er sich verkleiden kann wie ein Junge, der spielt, ein Schauspieler zu sein. Oder der einfach spielt, Pirat zu sein, oder irgendeine andere Figur aus dem Reich der Fantasie.
Bevor der Erfolg von "Fluch der Karibik" sich abzeichnete, also beim Dreh des ersten Teils, hatte Depp offensichtlich Spaß daran, die Rolle gerade nicht als "Hollywood straight guy" anzulegen (was auch als komische Variante möglich gewesen wäre, das wiederum macht Clooney vor wie kein zweiter). Das erledigt Orlando Bloom als sein Gegenüber, ihm bleibt auch nichts anderes übrig, als sich in diese Ergänzung zu fügen (allerdings eher unkomisch und viel mehr in der Tradition des Genres, was einen eigentümlichen, vielleicht gewollten Bruch zwischen den beiden Protagonisten erzeugt).
Depp hatte offenbar keinerlei Sorge, sein Image könnte Schaden nehmen durch seine tuntige, torkelnde und vernuschelte Version einer Witzfigur von Piratenkapitän, einem Genre-Antiheld par excellence. Jack Sparrow macht "Pirates of the Carribean" in jedem Moment zu einer Piraten-Satire, mehr, als alle schauspielernden Kollegen zusammen es in dem Film tun. Aber das ist es, sein Spiel, was die Reihe zu Beginn so vergnüglich, und auch im schwachen dritten Teil weiterhin erträglich, oft genug zu einem Genuss macht.
Empfehlenswerter Artikel zum Thema (wird im zweiten Teil etwas schwächer:)
Die Schweizer Weltwoche anlässlich von "Dead Man's Chest" (dem zweiten Teil der Piraten-Trilogie)
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Montag, 13. April 2009
Ed Sullivan Shows featuring The Beatles 1964/65
ascola, 04:37h
Insbesondere die letzte Show vom September 1965, eineinhalb Jahre nach den ersten drei Shows von Anfang '64, mit denen sich die Beatles erstmals einem amerikanischen (Fernseh-)Publikum vorgestellt hatten, hat es mir angetan.
Anfang und Ende des zweiten Teils dieser letzten Show, bestehend aus "Ticket to Ride" und "Help", habe ich beim ersten Mal mindesterns zehn Mal hintereinander mit nicht nachlassender Begeisterung gesehen - überwiegend Karaoke-like mitsingend, was zwar erschwert, den Live-Harmonien der Fab Four zu lauschen, aber es kommt noch genug rüber. Was war alles passiert in diesen eineinhalb Jahren.
Wie schwer fällt es so vielen Bands, nicht eine Platte nach der anderen zu machen, die alle gleich und vor allem alle immer schlechter klingen. Die Beatles hatten wirklich allen Grund, auch 1965 da weiter zu machen, wo sie 1963 aufhörten (das '63er Material war es, das sie in den ersten drei Shows von Ed Sullivan präsentiert hatten). Sie taten es nicht.
In der '65er Show singen sie im ersten Teil "I Feel Fine", das zusammen mit den bereits erwähnten Songs noch einmal von ganz neuer Qualität gegenüber dem Vorherigen ist. Man hört die Einflüsse der Stones, auch Dylan hatte seine ersten elektronisch verstärkten Alben aufgenommen, aber was diese an Rhythm'n Blues-Feeling voraus hatten und jener an Komplexität, das machten die Beatles an Harmonien und Melodiösität wett. Alle drei Songs sind von Lennon, der in der '65er Show insgesamt mehr zum Zug kommt als in den '64er-Vorgängern.
Was kann man noch sagen? Lennon ist fast ein bisschen heiser. Zweimal erwischt er die falsche Strophe (Text), vor allem in "Help", wenn Paul und George beharrlich einen anderen Background-Chor darauf singen - sein Fehler. Und es ist herrlich. Wie sehr sie sich gegenseitig brauchen: Lennon und McCartney. McCartney singt "Yesterday", und so hübsch er es auch macht, man ahnt: er hätte ein Jahr später Udo Jürgens ("Merci Chérie") beim Grand Prix gefährlich werden können. John sieht das glasklar und kommentiert, wenn er wieder auf die Bühne kommt: "That was just like him". Indeed, John, it was. Und doch ist es Paul, der auch Johns Songs besonders gesanglich kongenial ergänzt, dessen Bühnenshow auf eigentümliche Art und Weise fast souveräner war als die von John, dem verrückten Lennon, dem in dieser Show schon nicht mehr ganz die in der Zeit noch üblichen Fesseln anzulegen sind.
Es geht einfach nicht mehr: er hat die längsten Haare, fällt am leichtesten aus der Rolle, singt, trotz Heiserkeit und irgendwie ungleich und schwankend aufgedrehten Mikrofonen, die mal den einen, mal den anderen zu bervorzugen scheinen (manchmal ist der Chor lauter als der Lead-Sänger usw.) - am besten. Nicht weil er hier den größten Stimmumfang hätte oder die Töne am besten trifft, sondern weil er einfach die bessere Rock-Stimme von den beiden Lead-Sängern hat.
Warum sie im ersten Teil Ringo eine Nummer abgegeben haben, und nicht George, der zu dem Zeitpunkt längst beachtlichere Songs als sein Drummer-Kollege vorweisen konnte (eigentlich von der ersten Platte an), wird ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht wollte George nicht, der Stille.
Die Girls im Publikum: sie schreien und weinen und lachen sich die Seele aus dem Leib. Es war alles vor '68, '68 noch nicht in Sicht - und war so auch nur vor '68 möglich.
Die Ed Sullivan Shows mit den Beatles sind jedem zu empfehlen. Es ist 45 Jahre her! Natürlich gab es schon eine Menge Bands Mitte der 60er, hatte es schon Elvis usw. gegeben, gab es schon Motown; aber was die Unterhaltungs- und Popindustrie damals wirklich dominierte, davon legen diese ungekürzt auf DVD verfügbaren Shows gleichfalls beredtes Zeugnis ab. Das macht das Phänomen, das die Beatles waren, nur umso deutlicher.
Anfang und Ende des zweiten Teils dieser letzten Show, bestehend aus "Ticket to Ride" und "Help", habe ich beim ersten Mal mindesterns zehn Mal hintereinander mit nicht nachlassender Begeisterung gesehen - überwiegend Karaoke-like mitsingend, was zwar erschwert, den Live-Harmonien der Fab Four zu lauschen, aber es kommt noch genug rüber. Was war alles passiert in diesen eineinhalb Jahren.
Wie schwer fällt es so vielen Bands, nicht eine Platte nach der anderen zu machen, die alle gleich und vor allem alle immer schlechter klingen. Die Beatles hatten wirklich allen Grund, auch 1965 da weiter zu machen, wo sie 1963 aufhörten (das '63er Material war es, das sie in den ersten drei Shows von Ed Sullivan präsentiert hatten). Sie taten es nicht.
In der '65er Show singen sie im ersten Teil "I Feel Fine", das zusammen mit den bereits erwähnten Songs noch einmal von ganz neuer Qualität gegenüber dem Vorherigen ist. Man hört die Einflüsse der Stones, auch Dylan hatte seine ersten elektronisch verstärkten Alben aufgenommen, aber was diese an Rhythm'n Blues-Feeling voraus hatten und jener an Komplexität, das machten die Beatles an Harmonien und Melodiösität wett. Alle drei Songs sind von Lennon, der in der '65er Show insgesamt mehr zum Zug kommt als in den '64er-Vorgängern.
Was kann man noch sagen? Lennon ist fast ein bisschen heiser. Zweimal erwischt er die falsche Strophe (Text), vor allem in "Help", wenn Paul und George beharrlich einen anderen Background-Chor darauf singen - sein Fehler. Und es ist herrlich. Wie sehr sie sich gegenseitig brauchen: Lennon und McCartney. McCartney singt "Yesterday", und so hübsch er es auch macht, man ahnt: er hätte ein Jahr später Udo Jürgens ("Merci Chérie") beim Grand Prix gefährlich werden können. John sieht das glasklar und kommentiert, wenn er wieder auf die Bühne kommt: "That was just like him". Indeed, John, it was. Und doch ist es Paul, der auch Johns Songs besonders gesanglich kongenial ergänzt, dessen Bühnenshow auf eigentümliche Art und Weise fast souveräner war als die von John, dem verrückten Lennon, dem in dieser Show schon nicht mehr ganz die in der Zeit noch üblichen Fesseln anzulegen sind.
Es geht einfach nicht mehr: er hat die längsten Haare, fällt am leichtesten aus der Rolle, singt, trotz Heiserkeit und irgendwie ungleich und schwankend aufgedrehten Mikrofonen, die mal den einen, mal den anderen zu bervorzugen scheinen (manchmal ist der Chor lauter als der Lead-Sänger usw.) - am besten. Nicht weil er hier den größten Stimmumfang hätte oder die Töne am besten trifft, sondern weil er einfach die bessere Rock-Stimme von den beiden Lead-Sängern hat.
Warum sie im ersten Teil Ringo eine Nummer abgegeben haben, und nicht George, der zu dem Zeitpunkt längst beachtlichere Songs als sein Drummer-Kollege vorweisen konnte (eigentlich von der ersten Platte an), wird ihr Geheimnis bleiben. Vielleicht wollte George nicht, der Stille.
Die Girls im Publikum: sie schreien und weinen und lachen sich die Seele aus dem Leib. Es war alles vor '68, '68 noch nicht in Sicht - und war so auch nur vor '68 möglich.
Die Ed Sullivan Shows mit den Beatles sind jedem zu empfehlen. Es ist 45 Jahre her! Natürlich gab es schon eine Menge Bands Mitte der 60er, hatte es schon Elvis usw. gegeben, gab es schon Motown; aber was die Unterhaltungs- und Popindustrie damals wirklich dominierte, davon legen diese ungekürzt auf DVD verfügbaren Shows gleichfalls beredtes Zeugnis ab. Das macht das Phänomen, das die Beatles waren, nur umso deutlicher.
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